Manchmal erweist sich eine einfache Idee als stärker als Dutzende komplexer Konzepte — so entstand in den 1970er-Jahren das Spiel Simon, das einen bleibenden Eindruck in der Geschichte der elektronischen Unterhaltung hinterließ. Vier leuchtende Knöpfe, Lichtsignale und Töne, die an Musiknoten erinnerten — all das vereinte sich zu einem simplen, aber überraschend fesselnden Gedächtnisspiel. Hinter dieser minimalistischen Gestaltung stand eine ungewöhnliche ingenieurtechnische Idee, die an der Schnittstelle von Videospielen, Klangexperimenten und dem Wunsch nach echter Innovation geboren wurde.
Die Geschichte des Spiels
Die Idee zu Simon entstand in den Köpfen von Ralph Baer und Howard Morrison — Ingenieuren, die eng mit der Entwicklung der ersten Videospiele verbunden waren. Baer war bereits als „Vater der Videospiele“ bekannt, da er die Magnavox Odyssey — die erste Heimspielkonsole — entwickelt hatte. Die Inspiration für Simon kam vom Arcade-Spiel Touch Me von Atari, bei dem sich die Spieler Ton- und Lichtsignale merken mussten.
Touch Me war aus Baers Sicht jedoch unbeholfen und wenig gelungen. Er und Morrison beschlossen, das Konzept zu verbessern: den Klang zu optimieren, die Steuerung intuitiver zu gestalten und das Design ansprechender zu machen. Gemeinsam mit dem Programmierer Lenny Cope entwickelten sie ein Gerät, das Licht- und Tonfolgen abspielen konnte, die der Spieler wiederholen musste. 1978 veröffentlichte die Firma Milton Bradley — einer der größten Hersteller von Brett- und Elektronikspielen in den USA — das Spiel.
Simon wurde sofort ein Hit. Im Jahr 1978 wurde es auf der Internationalen Funkausstellung in Chicago vorgestellt und erregte sofort große Aufmerksamkeit. Die Vorführung weckte das Interesse von Journalisten, Einzelhändlern und Besuchern, wodurch das Spiel rasch in den Handel kam.
Das Gerät mit vier Knöpfen — grün, rot, blau und gelb — spielte in einer bestimmten Reihenfolge klare, musikalische Töne ab. Der Spieler musste diese Abfolge wiederholen, die in jeder Runde länger wurde. Die Kombination aus Licht und Ton erzeugte einen fesselnden Effekt und motivierte dazu, sich ständig zu verbessern.
Simon wurde schnell in den USA und darüber hinaus populär. Schon Anfang der 1980er-Jahre wurde es in Großbritannien, Kanada und Deutschland verkauft. Die Marke entwickelte sich weiter: Es erschienen Versionen wie Simon 2, Pocket Simon, Simon Stix sowie später elektronische Neuauflagen und mobile Apps. Jede neue Variante versuchte, den Geist des Originals zu bewahren und gleichzeitig neue Spielmodi, Kompaktheit oder visuelle Effekte hinzuzufügen. Simon wurde nicht nur ein Spielzeug, sondern ein Symbol seiner Zeit — ein Beispiel dafür, wie ein einfaches Konzept Kultstatus erreichen kann.
Interessante Fakten
- Jeder der vier Knöpfe von Simon erzeugte einen einzigartigen Ton, basierend auf musikalischen Tönen — C, E, G und H —, was das Spiel nicht nur visuell, sondern auch akustisch wiedererkennbar machte und ihm Rhythmus und Melodie verlieh.
- Das ursprüngliche Gehäuse des Spiels war von der Form einer Trommel inspiriert: Ein runder Korpus mit vier Segmenten, der die Verbindung zwischen Klang und Aktion verstärkte.
- Die erste Produktionscharge von Simon wurde für 24,95 Dollar verkauft — inflationsbereinigt etwa 120 Dollar heute —, und selbst zu diesem Preis war die Nachfrage so groß, dass das Spiel schnell ausverkauft war.
- Simon fand auch außerhalb der Unterhaltungswelt Anwendung: Es wurde in verschiedenen kognitiven Studien eingesetzt, etwa zur Untersuchung des Kurzzeitgedächtnisses und der Konzentrationsfähigkeit, dank seiner klaren, steigenden Aufgabenstruktur.
- Der Name Simon bezieht sich auf das Kinderspiel „Simon says“, bei dem die Teilnehmer nur Befehlen folgen dürfen, die mit „Simon sagt“ beginnen — ein Hinweis auf die Spielmechanik: genaues Beobachten und präzises Ausführen.
- 1999 wurde Simon in die National Toy Hall of Fame der USA aufgenommen — als eine der bedeutendsten und einflussreichsten Erfindungen in der Geschichte der Unterhaltungsindustrie.
Simon war eines der ersten Spiele, das erfolgreich Elemente von Klang, Licht und Gedächtnis kombinierte und damit ein neues Genre interaktiver Spielzeuge einleitete. Es inspirierte zahlreiche Nachahmungen und Fälschungen und beeinflusste Dutzende Entwickler. Heute gilt es als Klassiker, und die Originalversionen von 1978 sind begehrte Sammlerstücke.