Bridge ist ein intellektuelles Kartenspiel mit reicher Geschichte und weltweiter Anerkennung. Der vollständige Name lautet Kontrakt-Bridge, doch im Alltag hat sich längst die kürzere Bezeichnung Bridge etabliert. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein komplexes System aus Strategien, Berechnungen und partnerschaftlichem Spiel. Bridge ist nicht nur ein beliebtes Spiel, sondern eine kultige Leidenschaft für Liebhaber von Logik und strategischem Denken.
Heute ist Bridge eine international anerkannte Sportdisziplin mit klaren Regeln, einem offiziellen Ranglistensystem, prestigeträchtigen Meisterschaften und Tausenden von Clubs, die in nationalen und internationalen Verbänden organisiert sind.
Geschichte des Spiels
Die Geschichte von Bridge beginnt mit Whist – einem Kartenspiel, das sich im 18. Jahrhundert in England großer Beliebtheit erfreute. Whist gilt als Grundlage von Bridge: Trotz einfacher Regeln beinhaltete es bereits das Spiel um Stiche sowie erste Formen partnerschaftlicher Zusammenarbeit, die später zum zentralen Element des neuen Spiels wurden. Im Laufe der Zeit wurde Whist komplexer. Neue Varianten entstanden – zunächst mit Elementen wie Reizen und Trumpfwahl, später mit einem ausgefeilteren Bietsystem.
Eine der wichtigsten Übergangsformen war das Spiel Biritch (in der britischen Presse auch als Russian Whist bezeichnet). Der Name erklärt sich dadurch, dass das Spiel aus dem Balkan und von der französischen Riviera nach England kam, wo es unter russischsprachigen Spielern beliebt war. Zudem stammt das Wort Biritch wahrscheinlich vom altkirchenslawischen „бирич“ – Herold (ein öffentlicher Ausrufer), was symbolisch mit dem Ankündigungssystem im Spiel verknüpft ist.
Der Name Biritch tauchte erstmals 1886 in der britischen Zeitschrift The Field auf. Dieses Spiel beinhaltete bereits das Reizen, die Wahl der Trumpffarbe und die Verpflichtung zur Erfüllung einer bestimmten Anzahl an Stichen – Neuerungen, die es vom klassischen Whist unterschieden und zum Fundament des späteren Bridge wurden.
Der nächste wichtige Schritt war die Entstehung des „Auktionsbridge“ Anfang des 20. Jahrhunderts. Hier wurden die Reizungen im Kreis durchgeführt, und die Spieler mussten erstmals einen Vertrag erklären, den sie erfüllen wollten. Diese Version behielt die Mechanik von Whist bei, fügte jedoch neue strategische Elemente und Kommunikationsmittel zwischen Partnern hinzu.
Ein entscheidender Wendepunkt kam im Jahr 1925, als der amerikanische Unternehmer und Kartenspielliebhaber Harold Stirling Vanderbilt während einer Schiffsreise ein neues Regelwerk vorschlug. Er überarbeitete die Struktur des Spiels: führte das Konzept des Vertrags ein, trennte Vollspiele von Teilspielen und entwickelte ein neues Punktesystem. So entstand Kontrakt-Bridge – die moderne Form des Spiels, die zunächst in den USA populär wurde und später weltweite Anerkennung fand.
Aufschwung und offizielle Anerkennung
Zu Beginn der 1930er Jahre war Bridge eines der beliebtesten intellektuellen Hobbys in den USA. 1937 wurde die American Contract Bridge League (ACBL) gegründet, die bis heute Turniere organisiert, Spieler ausbildet und Ranglisten veröffentlicht. Auch in Europa gewann Bridge an Beliebtheit: In Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und anderen Ländern entstanden zahlreiche Clubs und Turniere.
1958 wurde die World Bridge Federation (WBF) gegründet, die nationale Verbände aus Dutzenden Ländern vereinte. Seither hat Bridge den Status eines organisierten internationalen Sports mit eigenem Turnierkalender, Schiedsrichterstandards und Titelsystem.
Bridge in der UdSSR und im postsowjetischen Raum
Trotz seines Rufs als „bürgerliches Vergnügen“ fand Bridge auch in der Sowjetunion Anklang – besonders unter Ingenieuren, Wissenschaftlern und Studenten. In den 1960er bis 1980er Jahren wurde es an Universitäten, in Wohnheimen, Forschungseinrichtungen und Freizeitclubs gespielt. Obwohl das Spiel keinen offiziellen Status hatte, erfreute es sich stabiler Beliebtheit: In Zeitschriften wurden Spielanalysen veröffentlicht, und regelmäßige Treffen sowie Clubturniere hielten das Interesse aufrecht.
Nach dem Zerfall der UdSSR blieb Bridge als intellektuelles Hobby erhalten – besonders in Großstädten – und wird bis heute in den nationalen Verbänden der GUS-Staaten weiterentwickelt.
Interessante Fakten
- 1929 wurde das Magazin The Bridge World gegründet – die erste Fachzeitschrift, die sich ausschließlich dem Kontrakt-Bridge widmete. Ihr Gründer Ely Culbertson spielte eine Schlüsselrolle bei der Popularisierung des Spiels.
- Seit 1995 ist Bridge offiziell als Sportart durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) anerkannt – das einzige Kartenspiel mit diesem Status.
- 2002 wurde Bridge in das Programm der World Mind Sports Games (WMSG) in London aufgenommen – neben Schach und Go, den bekanntesten strategischen Denksportarten.
- Warren Buffett und Bill Gates sind langjährige Bridge-Enthusiasten. Sie spielen regelmäßig zusammen und sind überzeugt davon, dass das Spiel das Gedächtnis, strategisches Denken und Teamarbeit fördert.
- Im Bridge gibt es 635.013.559.600 mögliche Kartenverteilungen. Dadurch ist jede Hand wirklich einzigartig.
Bridge ist nicht nur ein Kartenspiel, sondern eine intellektuelle Leidenschaft mit einer reichen Geschichte, die Epochen, Länder und Kulturen umfasst. Es entwickelte sich vom aristokratischen Zeitvertreib zu einer internationalen Denksportart. Dank seiner Tiefe, Geschichte und strategischen Vielfalt bringt Bridge bis heute Generationen von Spielern auf der ganzen Welt zusammen – am Spieltisch und darüber hinaus.
Heute kann man Bridge kostenlos online spielen – jederzeit und von überall auf der Welt. Probieren Sie es aus – vielleicht wird dieses Spiel auch Ihr persönlicher Favorit!